75 Jahre Kinderheimgeschichte in Eisenach

Der AWO Kinder- und Jugendhilfeverbund Westthüringen feiert an seinem Entstehungsort in Wilhelmsthal

75 Jahre Kinderheimgeschichte werden am 1. Juli auf Schloss Wilhelmsthal bei Eisenach gefeiert: 1947 hat hier im früheren großherzoglichen Sommersitz das erste Kinderdorf der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone Eröffnung gefeiert, mit einer Kapazität von 120 Plätzen. Die heute noch bestehende Nachfolgeeinrichtung, der AWO Jugendhilfeverbund Westthüringen, wird von der AWO AJS gGmbH betrieben und richtet das große Jubiläumsfest aus. Als Kooperationspartner für das Fest wurde die Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten gewonnen, die Eigentümerin des Schlosses ist. Stiftungsdirektorin Dr. Doris Fischer sowie Landrat Reinhard Krebs sind die Ehrengäste an diesem Nachmittag.

Für das Jubiläum treffen Ina Reitzner-Ruppert, die Leiterin des AWO Jugendhilfeverbundes Westthüringen, und ihre Kolleg*innen seit Monaten die Vorbereitungen. „Wir haben uns mit einigen ehemaligen Heimkindern unterhalten, die heute bereits im Seniorenalter sind, und sie natürlich zum großen Jubiläumsfest eingeladen.“ Außerdem ist im Vorfeld ein Film mit Zeitzeugen von damals und heutigen Bewohner*innen der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen entstanden, der auf dem Fest gezeigt wird. Das hat Sebastian Thiele übernommen, der nicht nur Pädagoge in der AWO Kindervilla in Eisenach ist, sondern im Nebenberuf auch Filmproduzent. Weitere Highlights des Nachmittags sind ein kreatives Musik- und Tanzprogramm der Kinder und eine Führung durch die Schlossanlage durch den Förderverein Schloss Wilhelmsthal.

1947 lebten vor allem Kriegswaisen und durch die Wirren des Krieges von den Familien getrennte Kinder im Kinderdorf. In den Dokumenten aus dieser Zeit finden sich bewegende Geschichten. Damals kümmerten sich vorrangig Elternpaare oder so genannte Familienmütter um die Kinder. Jede Mutter betreute bis zu acht ihr zugeteilte Kinder. Pädagogische Fachkräfte begleiteten sie bei ihrer Arbeit. In den 1960er Jahren wurde das Konzept der Familiengruppen dann von der DDR-Volksbildung verworfen. Große zentralisierte Heime entstanden. Erst nach der Wende kehrte die Jugendhilfe langsam zu familienähnlichen Konzepten zurück.

Der heutige AWO Jugendhilfeverbund Westthüringen arbeitet dezentral und bietet stationäre, teilstationäre und ambulante Angebote für Kinder, Jugendlichen und Familien u.a. in Eisenach, Schweina und Creuzburg an. Dazu gehören u.a. Kinder- und Jugendwohngruppen, eine Tagesgruppe, eine Intensivwohngruppe, Inobhutnahmestellen für Kinder ab dem Säuglingsalter und ambulante Hilfen zur Erziehung. Die Mitarbeitendenteams sind multiprofessionell und hochspezialisiert. Insgesamt sind 144 Kolleginnen und Kollegen beim Jugendhilfeverbund beschäftigt.

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