Pflege-Kollaps: Pflegekräfte und Senioren entlasten!

AWO Thüringen zum Tag der Pflege am 12. Mai

Zum internationalen Tag der Pflege am 12. Mai dankt die AWO Thüringen allen Pflegekräften in Thüringen für ihren unermüdlichen Einsatz. „Rund 48.000 Menschen sind in Thüringen in der Alten- und Krankenpflege tätig – und ihnen gebührt unsere höchste Anerkennung“, würdigt die AWO-Landesgeschäftsführerin Katja Glybowskaja. „Das gilt auch für die pflegenden Angehörigen, die nach wie vor den größten Pflegedienst in Thüringen ausmachen.“

Gleichzeitig warnt die AWO vor dem drohenden Pflege-Kollaps in Thüringen.

Was wir brauchen:

1. Eine Reaktion auf die demografische Entwicklung!

Insgesamt über 166.000 Menschen gelten in Thüringen als pflegebedürftig – Tendenz deutlich steigend. Gleichzeitig sind bereits jetzt mehr als 40 Prozent der Pflegebeschäftigten über 50 Jahre alt – Trend ebenfalls steigend. „Wir steuern auf ein wachsendes Ungleichgewicht zu“, sagt Glybowskaja weiter. „Was wir von der Politik fordern, ist ein stimmiges Konzept, das verschiedene Bausteine klug kombiniert – von einer attraktiven Pflege-Ausbildung bis zu nachhaltigen Programmen für ausländische Pflegekräfte.“

Denn: „Aktuell befinden wir uns in einer Versorgungskrise, aus der bald ein echter Notstand wird.“ Erste Einrichtungen in Thüringen mussten einzelne Wohnbereiche bereits vorübergehend schließen oder einen Stopp von Einzügen verhängen.

2. Eine gerechte Pflegefinanzierung!

Kurz vor dem Kollaps steht das System der Pflegefinanzierung. Bisherige Reformansätze greifen zu kurz oder sind längst verpufft. Zuletzt haben Inflation, Tarifsteigerungen, Energie- und Lebensmittelpreise zu einer kräftigen Erhöhung der Zuzahlungen für viele stationär betreute Pflegebedürftige geführt: Über 30 Prozent der in Pflegeeinrichtungen lebenden Seniorinnen und Senioren sind mittlerweile auf Sozialhilfe angewiesen, um den Eigenanteil ihrer Pflegekosten zahlen zu können. Dieser liegt mittlerweile flächendeckend bei deutlich über 2.500 Euro pro Monat! Die AWO Thüringen fordert daher eine strukturelle Änderung des Finanzierungsmodells!

„Der Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums ist nicht der strukturelle Paradigmenwechsel, der das drängende Problem lösen kann.“, so Glybowskaja. „Wir fordern stattdessen eine verlässliche und planbare Absicherung des Pflegerisikos für alle Bürgerinnen und Bürger, Kostensenkungen für pflegebedürftige Menschen und eine Begrenzung der Eigenanteile, eine solidarische und paritätische Finanzierung von Pflege sowie eine Erweiterung der Einnahmen der Pflegeversicherung im Umlagesystem. Pflege muss als zentraler Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge verankert werden.“

3. Andere Rahmenbedingungen für die Leiharbeit in der Pflege!

Aktuell geht die Personalsituation in der Pflege vor allem erheblich zu Lasten der vorhandenen Beschäftigten. Nicht zuletzt die für diesen Berufsstand besonders belastende Corona-Pandemie hat ihnen zugesetzt und als Nebeneffekt die Leiharbeit in der Pflege boomen lassen: Leasingkräfte verdienen meist mehr als die Stammkräfte einer Pflegeeinrichtung – bei besseren Bedingungen. Das sorgt für ein schlechtes Klima auf den Wohnbereichen und stellt ein Zwei-Klassen-System her. Außerdem kommen mit dem Personalleasing Kosten von bis zu mehreren Millionen Euro im Jahr auf große Pflege-Träger zu.

„Die Stimmung bei vielen Pflegekräften ist auf dem Tiefpunkt, immer weniger Menschen können sich Pflege leisten – das Thema Pflege muss höchste Priorität bei den Entscheidungsträgern haben“, bilanziert die AWO-Landesgeschäftsführerin.

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